Schule der Arbeit 1928–33
Leipzig Schleußig
Historische Adresse der Schule der Arbeit, (heute Stieglitzstraße 40)
Städtisches Volksbildungsamt Leipzig, Aktennotiz vom 12. Juni 1929, Stadtarchiv Leipzig Kap 10 Nr 408 Beih 2
Städtisches Volksbildungsamt Leipzig, Mitteilung des Stadtrates Prof. Stahl vom 15. Januar 1931, Stadtarchiv Leipzig Kap 10 Nr 408 Beih 2
(Ute Richter, Fotos und Recherche 2022)
Arbeiterbildung unter erschwerten Bedingungen durch hohe Arbeitslosigkeit
Das Heim Stieglitzstraße unter Leitung von Frau Gertrud Hermes und dem Lehrer Otto Calvi führte zunächst einen Heimkurs der gewohnten Art, der im Frühjahr 1931 begonnen hatte, zu Ende. Auf Wunsch der Schüler wurde er über die ursprünglich vereinbarte Zeit von 12 Monaten bis Mai 1932 verlängert. Das Heim eröffnete dann im Juni dieses Jahres zum ersten Male einen Arbeitslosenkurs. Er dauerte 4 Monate. Als Tageskurs bot er mannigfaltige pädagogische Möglichkeiten. Der Tag begann mit Turnübungen auf der Wiese. Der Unterricht fand in den Morgenstunden statt; dann folgten zwei Stunden Haus- und Gartenarbeit. Am Nachmittag waren feste Lernzeiten angesetzt. Der Abend blieb frei und diente vielfach der Arbeit in den Organisationen. Die materiellen Ansprüche mußten auf ein Mindestmaß herabgedrückt werden. Eine Wirtschafterin für dieses Burschenheim konnte nicht mehr bezahlt werden. Das Kernstück des Kurses bildete eine sechswöchentliche Studienreise nach Pommern. Die Teilnehmer fuhren mit dem Rad von Leipzig bis zum polnischen Korridor und zurück. Dank der tatkräftigen Hilfe der pommerschen Landwirtschaftskammer konnten die Schüler eine große Anzahl Güter und Siedlungen besichtigen. Sie lernten die verschiedenartigsten landwirtschaftlichen Betriebe aus eigener Anschauung kennen. Die Ergebnisse der Fahrt wurden im volkswirtschaftlichen Unterricht eingehend bearbeitet.
Auszug aus: Die Leipziger Volkshochschulheime 1932, Publikation des Volksbildungsamtes Leipzig